Wo einst Leben war

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783954611607
Sprache: Deutsch
Umfang: 628 S.
Format (T/L/B): 4.5 x 19 x 12 cm
Lesealter: 14-99 J.
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Wie viele Jahre es her ist, dass ihre Eltern Jona und ihre vier Geschwister fortschickten, um der neuen Herrschaftsordnung Regent Kaimars zu entkommen, weiß sie schon nicht mehr. Das Land, durch welches sie fliehen, ist das seine, zerstört von den Gewalten der Natur und den Menschen. Das Ziel soll ihnen eine sichere Zukunft bieten. Doch sie wissen nicht, ob es u¨berhaupt noch existiert. Sie wissen nicht, ob sie es jemals erreichen werden. Als jedoch klar wird, dass sie wahrscheinlich nicht alle überleben können, stellt sich die grundlegende Frage: Kann es das überhaupt noch wert sein?

Autorenportrait

Lena Wanke, geboren 1999 in Hamburg, studiert Englisch, Deutsch und Geschichte auf Lehramt. Mit dem Schreiben eigener Geschichten begann sie im Laufe ihrer Schulzeit. Nach dem Abitur schrieb sie viele weitere Bu¨cher und Geschichten und hört dabei gern laute Musik.

Leseprobe

Jetzt, da es dunkel war, zerrte die Mu¨digkeit unsagbar stark an mir. Ich wollte fliehen, doch die Wände hielten mich zuru¨ck. Die Enge war bezwingend, die Ausweglosigkeit besiegend. Im Schlaf konnte ich ihnen entkommen, Zeit ohne Gedanken verbringen. Langsam streckte ich mich auf dem Boden aus, wartete, bis sich Emma, Luki und Taube an mich gekuschelt hatten und langsam zur Ruhe gekommen waren, ehe ich die Augen schloss. Doch der Schlaf kam nicht. Weder zu mir noch zu den anderen. Nach einiger Zeit begann Taube wieder, zu weinen. Ich hörte es nicht, spu¨rte nur das sanfte Zittern ihres Körpers. 'Ich vermisse Tobias', flu¨sterte sie kläglich. 'Erzähl uns noch eine Geschichte', flehte Emma mich an, doch so gerne ich uns auf andere Gedanken bringen wollte, ich wusste keine mehr. Also begann ich schließlich einfach, von unseren Eltern zu erzählen und von unserem Leben, welches so weit entfernt war, dass es mir erschien wie ein undeutlicher Traum. Ich erzählte Dinge, an welche ich, ehrlich gesagt, schon lange nicht mehr gedacht hatte, geschweige denn davon erzählt hatte. Wahrscheinlich war das meiste davon auch falsch und ich brachte vieles durcheinander und es war nur in meiner Erinnerung so geschehen, doch wir waren alle viel zu mu¨de und ängstlich, und die Gefu¨hle, die in den Dingen steckten, welche ich erzählte, stimmten und nur darum ging es mir. Bald erzählte ich auch Dinge von vor der plötzlichen Veränderung, von einem Leben, welches sie nicht kennenlernen durften. Als es noch Pflanzen, Autos und einige Tiere gegeben hatte. Irgendwann versiegten Taubes Tränen und alle drei atmeten ruhiger. Die ganze Zeit, während ich redete, wusste ich nicht, ob sie eingeschlafen waren oder einfach nur zuhörten, bis ich mich schließlich traute, zu fragen, und keine Antworten mehr bekam. In Erwartung, dass sie bald wieder anfangen wu¨rden, zu husten, blieb ich neben ihnen sitzen, während die an die Oberfläche gekommenen Erinnerungen weiterhin durch meinen Kopf tobten und langsam zu Oliver wanderten, um nicht an Tobias zu denken.