Was für ein wundervolles Buch, ich bin begeistert! „Das Archiv der Gefühle“ ist mein erster Roman von Peter Stamm und ich freue mich jetzt schon darauf, weitere Bücher von ihm zu lesen. Womit fang ich an? Mit der Sprache! Gleich die erste Seite ist einfach wundervoll geschrieben. Hier bin ich in guten Händen. Hier versteht jemand zu schreiben. In einem Interview meinte Peter Stamm, dass er sich für eher bescheiden halte und dass er daher auch eher knapp schreibe. Er wolle nicht die Zeit der Leser:innen über Gebühr in Anspruch nehmen. Ich liebe diese Sprache, die so klar und schön ist. Das „Archiv der Gefühle“ ist ein hoffnungsvolles Buch. Es zeigt: Es ist okay, verschroben und kauzig zu sein und das Gefühl zu haben, kein „normales“ Leben zu führen. Gleichzeitig ist es auch eine Ermutigung, hinaus ins Leben zu gehen und Dinge zu wagen. Man könnte sagen: Die Geschichte an sich sei nicht besonders komplex. Einfach zusammengefasst: Ein Mann nimmt nach einem halben Leben Kontakt zu seiner Jugendliebe auf, die er nie vergessen konnte. Diese Zusammenfassung an sich ist nicht falsch, aber gleichzeitig geht es natürlich auch um mehr. Um was geht es? Um das, was man im Leben möchte. Hat man vielleicht im Leben „falsche“ Entscheidungen getroffen? Hat man im Leben etwas verpasst, weil man zu vorsichtig war? Wie lange kann man das alte „Was-wäre-wenn-Spiel“ spielen? Leben bedeutet, Entscheidungen zu treffen und wir können nur erahnen, welche Alternativen es hätte geben können.